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28.03.2023

Redaktion Tourismusmagazin: Seerundschau 2023 veröffentlicht

Aus der riesigen Mondlandschaft des Tagebaus Niemtsch soll ein Wasserparadies werden? Auf ungläubiges Staunen folgten Euphorie und Tatendrang. Dann wurde der Traum tatsächlich wahr. Vor 50 Jahren sprangen die ersten Badegäste in den neuen Senftenberger See. Für den Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg haben wir die Texte für das jährliche Tourismusmagazin Seerundschau produziert. Ein Schwerpunkt ist das diesjährige Jubiläum. Denn damals begann eine neue Ära für die Region.

Leseprobe

Fast 30 Jahre lang quietschten im Braunkohletagebau Niemtsch vor den Toren der Stadt Senftenberg die Eimerkettenbagger, brummten und rauschten die Förderbänder. Es war der Sound des Energiezentrums des Arbeiter- und Bauernstaates, die Erkennungsmelodie der Braunkohlehauptstadt der DDR. Und auf einmal sollte Ruhe sein?

Als Otto Rindt den hiesigen Bergleuten seine Vision für die Region vorstellt, sind sie zunächst verblüfft. Es ist auch ein ausgesprochen kühnes Projekt, damals einmalig in der DDR, das der Landschaftsarchitekt den Kumpel skizziert. Wo zu diesem Zeitpunkt noch Bagger in Mondlandschaften wühlen, soll ein Urlaubsziel entstehen – mit Seen, Kanälen, einer grünen Insel, Stränden und Ferienanlagen. Mit ihren Vorarbeiten für den Sandstrand in Großkoschen modellieren die Bergleute schon bald die neue Landschaft.

Euphorie macht sich breit. Viele wollen mithelfen, die Zukunft der Region mitgestalten. Wenn es in den Werkstätten etwas für den neuen Senftenberger See zu tun gibt, wird das oft vorgezogen. Auch die Mitarbeiter der Kommunen haben offene Ohren und tragen ihre Verantwortung für den See mit großer Bereitschaft.

„Wir haben ja gesehen, was wir hier abgebaggert und umgedreht haben“, erinnert sich Karl-Heinz Meinert, „wenn daraus etwas Vernünftiges entstehen sollte, musste man mit anpacken.“ Der gebürtige Zittauer war in den 1960ern Obersteiger im Tagebau Koschen und zuständig für die Flutung des Restlochs Niemtsch. Dem heute 85-jährigen Bergmann war der Senftenberger See immer eine Herzensangelegenheit. Viele Jahre engagierte er sich in der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Oberspreewald-Lausitz und war Naturschutzbeauftragter für die Insel im See.

Sommer 1973: Anbaden bei Sonnenschein

Mit der Flutung beginnt 1967 ein Prozess, der bis heute andauert: die Verwandlung des Lausitzer Bergbaureviers in ein Urlaubsparadies. Die Eröffnung des Senftenberger Sees ist die Geburtsstunde des Lausitzer Seenlands.

Zur Einweihung des Sees am Kindertag 1973 kommen etwa 5000 Besucher – einige direkt zum Baden. Der 1. Juni ist ein sonniger Freitag, 27 Grad im Schatten. Die feinen Sandstrände, fast so breit wie an der Ostsee, sprechen sich schnell herum. 500.000 Gäste entdecken die Region schon in der ersten Saison als neues Naherholungsziel. ... (aus „Das Wunder von Niemtsch“, Seerundschau 2023, S. 4)